Oh, wie schön ist Panama!

Oh, wie schön ist Panama!

04.07.23 | Qual der Wahl

Oh, wie schön ist Panama!

In diesem Kinderbuch geht es um den Tiger und den kleinen Bären. Die beiden Freunde wollen nach Panama, das Land ihrer Träume. Wenn man den Weg nicht kennt, dann braucht man einen Wegweiser – ganz einfach. Aber es ist weit und breit kein Wegweiser zu sehen.  Dann bauen sie sich kurzerhand aus einer Bananenkiste eben selbst einen. Und der zeigt nach Panama.

Anders als in dieser Geschichte leben wir heute in einer Welt, in der uns ein Wald von Wegweisern leiten möchte. Im Coaching begegnen mir in letzter Zeit verstärkt Frauen, die vor weitreichenden Entscheidungen stehen und nach Orientierung suchen. Vieles ist möglich. Oder gar alles – sofort und auf einmal? Gute Ausbildung, sicherer Job, Familie, ein Haus bauen, gut aussehen, …Meistens wenden sich die Frauen mit dem Wunsch nach besserem Zeitmanagement an mich – weil das doch irgendwie alles besser zu managen sein muss. Im Laufe der Gespräche kommt allerdings schnell heraus: diese Frauen sind bereits gut organisiert und strukturiert – aber unzufrieden und unsicher, ob sie das Richtige tun. Ich schaue mit ihnen dann ihre „inneren“ Wegweiser an und warum sie diesen gefolgt sind und nicht anderen. Manchmal drehen wir dann als Experiment den einen oder anderen Wegweiser in eine andere Richtung und schauen, welche Auswirkungen das haben könnte.

Die Qual der Wahl

Eine junge Frau, verheiratet, 1 Kind – 2 Jahre alt – berufstätig,  kommt zu mir mit der Frage nach einem effektiveren Zeitmanagement. Die Wegweiser, vor denen diese Frau steht, zeigen in ganz unterschiedliche Richtungen. Sie zählt auf: Der Rentenbescheid zeigt in die Richtung: „Denk an deine Rente.“ Die Industrie fordert: „Fachkräfte werden dringend gebraucht. Jetzt!“ Hirnforscher und Neurobiologen raten dazu, ein Kind unter 3 Jahren so wenig wie möglich außerhalb der Familie betreuen zu lassen. Die Politik hält dagegen: „U3 Betreuung als optimale Voraussetzung für bessere Bildungschancen.“ Banken werben damit „Jetzt bauen, die Zinsen sind so niedrig“. Die finanzielle Kalkulation zeigt, dass Berufstätigkeit weitere Kosten verursacht: Putzfrau, Kinderbetreuung, ein zweites Auto etc., so dass unterm Strich gar nicht viel netto übrigbleibt.

Jeder einzelne Wegweiser ist ein wertvoller Hinweis. Aber wie kommt diese junge Frau zu ihrer Entscheidung?

Sinnvolle und weniger sinnvolle Wegweiser

Ich bitte die Frauen dann darum, ihren Lebensfilm um 10 Jahre vorzuspulen.  Wie sieht ihr Leben aus, wenn sie so oder so entscheiden? Ganz oft erlebe ich, dass die Frauen ernüchtert feststellen: die Zeit mit Kindern im eigenen Haushalt ist ja so kurz! Ich versuche diesen Frauen Mut zu machen: die Wegweiser sind alle richtig. Aber welchem muss ich jetzt folgen, um auch in 10 oder 20 Jahren zufrieden zu sein?  

Die Angst, etwas zu verpassen, ist kein guter Wegweiser, denn er führt oft zu Stress und Überlastung.  Deshalb versuche ich, mit den Frauen ein Modell zu entwickeln, das nicht „Entweder- oder“ heißt, sondern „Nacheinander – statt gleichzeitig“. Im Idealfall entsteht ein hoffnungsvolles Bild: viele Lebensträume finden ihren Platz zur rechten Zeit – einer nach dem anderen.

Ich gebe gerne Jakobus(1,5) mit:  Wenn es aber unter euch welche gibt, die nicht wissen, was sie in einem bestimmten Fall tun müssen, sollen sie Gott um Weisheit bitten, und Gott wird sie ihnen geben. Denn er gibt sie allen gerne, ohne ihnen Vorwürfe zu machen.

Ich bete für meine Frauen um den Mut, ihrem inneren Wegweiser zu folgen. Meistens zeigt er nämlich in die richtige Richtung, nach Panama, in das Land ihrer Träume.

 

Auszug aus dem Vortrag „Alles ist möglich – oder die Qual der Wahl?“

Zuerst veröffentlicht in: Impuls Gemeinde, Ausgabe 2.2015, „Entscheidungen“

Foto: auschmid auf Pixabay

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Barbara Wehrstein
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