Beten mit dem Bonbonglas

Beten mit dem Bonbonglas

04.10.23 | Alltagsgedanken

Beten mit dem Bonbonglas

— Für alle, deren Gebetsliste ellenlang ist und Stress macht

Kennt ihr das auch? Da liest man eine Bibelstelle, die einem so durch und durch geht und denkt: dafür muss ich unbedingt beten. Und beim Nachdenken fallen einem dann auch noch alle möglichen Sachen ein, für die man ebenfalls unbedingt beten müsste:

Das Kind, das in der Schule gerade Stress hat, die eigenen Eltern, die mit jedem Jahr hilfsbedürftiger werden, das Patenkind, für das man irgendwie ja auch eine Verantwortung übernommen hat, der eigene Arbeitsplatz, der gerade so stressig ist, die verärgerte Nachbarin, die jedes Mal klingelt, wenn die Kinder mit schmutzigen Schuhen durchs Treppenhaus getigert sind, der Opa von gegenüber, der immer so traurig aussieht, und ja, für Weltfrieden sollte man auch noch beten, gegen die Dürre in Afrika  und für die Politiker sowieso. Und dann hat auch noch die beste Freundin angerufen, ihr Herz ausgeschüttet und gemeint: „Gell, du betest für mich!“

Mit allem sollen wir uns an Gott wenden. Richtig! Aber wenn dieses „Alles“ gerade so viel ist und nun mal Stress macht? Die Gebetsliste länger und länger wird? Beten schließlich nicht mehr mit der vollen Aufmerksamkeit, sondern eher mechanisch und aus Pflichtbewusstsein erfolgt? Dann ist gerade bei sehr gewissenhaften Menschen der Punkt schon längst überschritten, wo man zur „Martha“ mutiert ist – und das vor lauter Beten. Jesus lädt uns genau dann ein, sich zu seinen Füßen hinzusetzen und ihm zuzuhören.

Wie hat es Jesus gemacht?

  • Er hat sich jedem Kranken einzeln zugewendet.
  • Er ist immer wieder in die Stille, auf einen Berg gegangen.
  • Wenn er gebetet hat, dann mit voller Konzentration und Hingabe genau für die eine Sache.

Wenn ich konsequent und ernsthaft für alle mir anvertrauten Menschen und alle Lebensbereiche, in denen ich mich bewege, beten soll oder möchte, dann reicht vermutlich mein Tag mit 24 Stunden gar nicht aus. Denn Beruf, Familie und Haushalt brauchen ja auch noch Platz. Ich übertreibe grade ein wenig.  Aber im Kern geht es darum, mit Herz und Verstand und Freude zu beten! Und dabei Ruhe und den Überblick zu behalten.

Eine Anregung könnte das Beten mit dem Bonbonglas sein:

Material: ein hübsches Glas, vielleicht ein Bonbonglas, eine Vorratsdose und Zettel in A6 oder A5

Schreiben

Jedes Anliegen kommt auf einen eigenen Zettel, bekommt eine Überschrift, das Datum dazu und worum es geht.

Ein paar Beispiele:

Mutter 2.6.2020
Hat zunehmend Schmerzen im Knie und möchte nicht zum Arzt gehen.

Kind 2.6.2020
Kinderarzt sagt, Sprachentwicklung ist nicht altersgerecht.

Job 2.6.2020
Kollegin ist ständig krank, ich muss häufig vertreten und Überstunden machen.

Aufbewahren

Alle Anliegen kommen (gefaltet) in das Glas. Und das Glas bekommt einen besonderen Platz. Daneben Stift und weitere Blätter für neue Anliegen.
Jedes Mal, wenn mir etwas in den Sinn kommt, wofür ich beten möchte, dann schreibe ich einen neuen Zettel.

Wählen

Dann wähle ich genau einen Zettel aus: bewusst oder per Zufall.
PUSH (Pray until something happens)

Für genau dieses eine Anliegen bete ich nach Möglichkeit täglich. Ich suche mir Bibelverse aus, die mir zu diesem Anliegen hilfreich erscheinen und notiere sie auf dem Zettel. Ebenso notiere ich, wenn sich bei meinem Anliegen etwas verändert. Vielleicht ist dann das Danken dran!

Ohne schlechtes Gewissen

Weil ich die anderen Anliegen alle in meinem Glas habe, weiß ich, dass sie demnächst auch drankommen und nicht vergessen gehen.

Neu

Wenn ich das Gefühl habe, es ist genug, dann suche ich mir ein anderes Anliegen aus.

„Faktencheck“ und „Review“

Einmal im Monat ist eine gute Möglichkeit, um die Anliegen aus dem Glas alle ins Gebet zu nehmen. Jedes Blatt wird angeschaut: Mit der Frage: Wie ist hier der aktuelle Stand, auch wenn ich jetzt gar nicht ausdrücklich dafür gebetet habe? Manche Dinge erledigen sich oder verändern sich einfach dadurch, dass in einer anderen Sache etwas in Bewegung kommt.

  • Geschwister streiten sich plötzlich viel seltener, wenn ich als Mutter für eines der Kinder bete, das gerade in der Schule Probleme hat.
  • Oder ich bete für die lästernde Kollegin und merke, dass sie zwar nach wie vor lästert, aber nicht mehr so gestresst ist und auch mal lacht. Und das Klima in unserer Abteilung sich verändert hat.
  • Es lohnt sich also, in größeren Abständen mal den Gebets-Vorrat durchzusehen und betend zu betrachten. Vielleicht hat sich ja etwas „automatisch“ erledigt. Danken ist ausdrücklich erlaubt 😊
  • Oder Dinge verändern sich; ich komme zu neuen Erkenntnissen und kann das Gebetsanliegen schärfen. Oder mir fallen Bibelverse ein, die zu diesem Anliegen gut passen.

 

// Foto: Alexa auf Pixabay

Kontakt

Barbara Wehrstein
Brucknerstr. 17
64347 Griesheim

E-Mail: bw@frauen-mit-profil.de

Instagram: barbara.wehrstein