„Mama, bist du da?“

Natürlich bin ich da, was sonst! Wo sollte ich sein?

Ich bin da. Jetzt und hier.

Mein Körper ist hier.

Meine Gedanken? Die sind woanders.

Dort, wo ich glaube, die wichtigen, wertvollen, lebensnotwendigen Dinge zu tun.

Wo ist mein Platz?

Ist das hier alles?

War’s das schon?

Ich muss mich zusammennehmen – mit meiner Sehnsucht nach der Ferne.

Mein Platz ist hier: Da sein, wenn die Kinder aus der Schule kommen und alles sofort loswerden wollen, was sie geradeeben erlebt haben, zuhören bei den Schulhofgeschichten und den ersten Liebeleien.

Trösten, wenn sich ein echter Fußballer, der eigentlich cool sein will, das Knie aufgeschlagen hat.

Da sein und diskutieren, wenn kleine Idealisten über die Ungerechtigkeit  dieser Welt klagen und sich für andere Menschen einsetzen wollen.

Da sein und erklären, worum es genau geht bei dieser Zeitungsüberschrift oder der Schreckensmeldung im Radio.

Da sein  – auch ohne Worte. Ich habe zu tun – und bin trotzdem ansprechbar – jederzeit.

Karriere kann warten – da sein nicht!

Das schlechte Gewissen flüstert: „Der Zug ist abgefahren! Ist dir das klar?“ –

Traue ich mich, auf dies und das momentan zu verzichten nur um da zu sein?

Und wieder: „Verzichten auf Geld, einen angesehenen Job, Rentenanspruch? Heutzutage? Spinnst du, du ausgebildete Frau? Reicht dir das denn?“

Allen Mut nehme ich zusammen, hole tief Luft:
Ja! Ich will da sein,
nicht nur am Rand,
sondern aus Überzeugung.

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