Jesus ist gestorben – am Kreuz – und hat die Schuld der Welt auf sich genommen.
Aber was hat dieser Jesus mit mir zu tun? Kümmert es ihn, wie es mir geht? Er ist doch so weit weg. Jetzt.
Er sitzt zur Rechten Gottes, des Allmächtigen.
Wo ist das, dieser Himmel, wo Gott und Jesus zusammen sind?
Und was tun sie dort, außer zu sitzen?
Vielleicht gucken sie gerade Fußball, trinken dabei ein Bier oder zwei.
Oder sie philosophieren über die Machtverhältnisse auf der Welt, das Elend in Afrika oder weinen gemeinsam über all die Kinder, die jedes Jahr in Deutschland und sonst wo auf der Welt gar nicht erst geboren werden.
Oder schauen sie etwa ins All und überlegen sich, sich neue Menschen zu machen, welche, die mehr Interesse haben an dem, was sie für sie bereithalten? Wer weiß.
Ich sehe nun dieses Bild von Jesus. Nicht mein Kunstgeschmack.
Irgendwas stimmt nicht an der Perspektive.
Komische Mischung aus Naiver Malerei und Kubismus mit reichlich Goldfarbe.
Kitschig, ein bisschen, denke ich.
Und doch sind da diese Augen. Ein leichter Silberblick. Aber genau diese Augen scheinen mich anzuschauen und gleichzeitig sehen diese Augen auch in mein Herz.
Dieser Jesus, der zur Rechten Gottes sitzt, der sitzt jetzt gerade genau vor mir: mir gegenüber.
Und er benutzt dieses kitschige Gemälde, um mir zu zeigen, wer er ist.
Er ist der, der mich sieht, der mir Ansehen gibt, der mir ins Herz spricht – ja sogar schreibt:
„Ich sehe dich, ich sehe deinen Kummer, du bist wunderbar gemacht, ich freu mich an dir.“
Ich verabschiede mich von diesem Jesus mit Silberblick, lasse ihn dort zurück, wo er immer steht, und nehme sein Bild in meinem Innersten mit nach Hause:
Jesus hat mich mit seinem liebevollen Blick angesehen; hier und heute.
Er sitzt nicht mehr weit weg, sondern ganz nah:
in meinem Herzen.
Foto: Jackmac34 auf Pixabay